07.06.2008, Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung
Lokal Süd – Baden-Württemberg - Passion und Kochkunst vereint
Von Brit Glocke
Gasthof Krone wiedereröffnet: Matthias Gugeler und Patrick Giboin bieten europäische Küche mit französischem Akzent
WALDENBUCH. Eine Waldenbucher Institution empfängt wieder Gäste: Der Gasthof Krone am Fuße des Schlossberges. Als neue Betreiber haben sich Restaurantfachmann Matthias Gugeler und Chefkoch Patrick Giboin des Hauses angenommen. Mitinhaber sind Sibylle und Goetz Wagner, in deren Familienbesitz sich die Krone seit 1892 befindet. Unter Bernd Genzel zur Pilgerstätte für Feinschmecker geworden, stand das Haus zuletzt leer.
Der neu eingerichtete Gastraum präsentiert sich in warmen Brauntönen. Weiß eingedeckte Tische, dezente Druckgrafiken an den Wänden sowie rote Flamingoblumen bestimmen das Bild. 50 Gäste finden im A-la-carte-Restaurant im Erdgeschoss Platz. Für Gäste, die es privater mögen, stehen das Goethe-Zimmer oder der historische Festsaal im Obergeschoss zur Verfügung. Bei schönem Wetter lädt zudem die geschmackvoll mit kleinen Bäumen und Kräuterkästen begrünte Terrasse ins Freie ein.
Zuständig für alles Florale und den Service ist Geschäftsführer und Restaurantleiter Matthias Gugeler. Der Sohn einer alten Untertürkheimer Weingärtner-Familie ist passionierter Weinliebhaber und beständig auf der Suche nach neuen Tropfen. In der Krone setzt er vor allem auf kleine erstklassige Prädikatsweinerzeuger: Auf der Karte stehen vornehmlich badische und württembergische Weingüter, aber auch internationale Weine.
Regional inspirierte Cuisine
Kulinarisch hat der gebürtige Franzose Patrick Giboin — zuvor drei Jahre als Küchenchef im Stuttgarter Restaurant Cube tätig — das Steuer übernommen. In der Krone habe er gefunden, was ihm schon immer vorschwebte: „Ein Haus, nicht so groß, mit Tradition, und ich kann kochen, was ich möchte.“ Konkret bedeutet das, eine französisch akzentuierte und regional inspirierte europäische Cuisine, bei der auch ungewöhnliche Gerichte wie Kalbskopf, Rotbarbe oder Flusskrebse nicht zu kurz kommen. „Auf die 14 Gault-Millau-Punkte unseres Vorgängers wollen wir schließlich noch etwas draufsetzen“, bringt Gugeler das gemeinsame Ziel auf den Punkt.
Die erste Hürde auf dem Weg dorthin haben die neuen Pächter bereits genommen — der Neustart verlief vielversprechend: „Ein Mittagstisch mit 25 Gästen ist mehr, als wir erwartet haben“, sagt Gugeler. Nun gelte es weiter Fuß zu fassen und alte Gäste wiederzugewinnen. Das fünfköpfige Team soll aufgestockt werden, ein dritter Koch wird bereits gesucht. Doch auch in Waldenbuch ist der Fachkräftemangel spürbar: „In Dubai sind die Küchen voll mit deutschen Köchen, aber hierzulande finden wir niemanden“, berichtet Gugeler.
In Sachen Gastlichkeit setzen die neuen Betreiber auf herzlichen Service und kontinuierlich gesteigerte Qualität. Ein Gastronomieverständnis, das Restaurantleiter und Chefkoch eint, und bei dem sie sich gegenseitig freie Hand lassen. Zugleich bestrebt, das historische Ambiente des Jahrhunderte alten Gasthofes mit modernen Ansprüchen zu verbinden, haben sie bei der Neugestaltung zahlreiche geschichtliche Details einbezogen. So auch eine 300 Jahre alte, mit den eingeschnitzten Initialen einstiger Besucher übersäte Tischplatte. Im Eingangsbereich aufgehängt, kündigt sie noch heute vom Geist vergangener Tage. Ob Goethe, der 1797 in Waldenbuch vorbeikam, hier tatsächlich seinen Namen hinterließ, bleibt unbewiesen.