14.05.2008, Stuttgarter Nachrichten
Küchenchef der „Krone“ setzt auf deutsche und französische Gerichte.
Waldenbuch. Mit der „Krone“ öffnet heute ein Restaurant wieder seine Gaststube, das aufgrund seiner langen Geschichte zu Waldenbuch gehört wie das Schloss. Schon Johann Wolfgang von Goethe soll dort auf seiner Reise nach Italien einst Station gemacht haben.
Von Thomas Krämer
Wenn Goetz Wagner über seine Vorfahren spricht, dann berichtet er auch über ein Stück Waldenbucher Geschichte – und die des Gasthauses Krone. Dieses ist seit weit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz, als Gasthof jedoch noch viel älter. „Die ,Krone‘ wurde bereits im 14. und 15. Jahrhundert urkundlich als Gaststätte erwähnt“, erzählt Wagner. Damals, so der Waldenbucher, hätte die alte Schweizerstraße durch die Schönbuchgemeinde und damit auch an der Krone vorbeigeführt. „Sie war einer der vielen typischen Gasthöfe an der Strecke, in denen sich die Reisenden stärken konnten und auch Unterkunft fanden.“
Vermutlich kehrte auch Goethe dort ein, der Waldenbuch bei seiner Reise nach Italien vor rund 200 Jahren als „artigen, zwischen Hügeln gelegenen Ort mit Wiesen, Feld, Weinbergen und Wald und einem herrschaftlichen Schloss“ beschrieb. Nach einem Pächterwechsel und drei Monaten Pause wird in der Krone am heutigen Mittwoch wieder der Herd angeheizt. Verantwortlich dafür ist Patrick Giboin, der bis vor kurzem Küchenchef im Gourmet-Restaurant Cube in Stuttgart war. Klassische deutsche und französische Gerichte will der aus Orléans stammende Franzose auf die Speisekarte bringen. „Wichtig ist mir die erstklassige Qualität unserer Produkte, die möglichst biologisch angebaut oder zumindest aus der Region stammen sollen“, so der Chef de Cuisine, der selbst eine Schwäche für frischen Fisch wie Zander und auch Flusskrebse hat.
Wiederbelebt werden soll auch der Saal im ersten Stock des Gebäudes. Dieser war, wie sich Wagner erinnert, einmal so etwas wie der Ortsmittelpunkt. „Hier gab es in der Nachkriegszeit Tanzunterricht, wurden Filme gezeigt und Hochzeiten gefeiert“, erzählt der Waldenbucher, der zusätzlich als Bauträger und Landwirt arbeitet. Und auch Kinderbekleidung sei hier einst an dreißig Nähmaschinen gefertigt worden, erinnert sich Wagner.
Wie bisher soll ein mit Schnitzereien übersäter Tisch die Gaststube zieren.
Auf diesem vermutlich 300 Jahre alten Möbelstück haben zahlreiche Gäste, vor allem Studenten aus Tübingen und Stuttgart, mit dem Messer ihre Spuren hinterlassen. „Einer davon“, so Wagner, „war vermutlich der Dichter Friedrich Hölderlin.“