26.05.2008, Stuttgarter Zeitung
Krone in Waldenbuch – Lilienduft und gepflegte Speisen
Von Christine Keck
Schon Goethe soll bei seiner Reise nach Italien in Waldenbuch in der Krone eingekehrt sein. Ob es ihm geschmeckt hat, ist nicht überliefert. Aber den „artigen, zwischen Hügeln gelegenen Ort mit wiesen, Feld, Weinbergen und Wald und einem herrschaftlichen Schloss“ hatte er in bester Erinnerung. Er ritzte angeblich seinen Namen in eine der hölzernen Tischplatten. Sie begrüßt die Gäste im Eingangsbereich des traditionsreichen Gasthofs. Der Ofentragstein, der an der Außenfassade eingemauert wurde, nennt 1705 als Baujahr des Fachwerkhauses.
Erst seit Mitte Mai sind Matthias Gugeler als Geschäftsführer und Restaurantleiter und Patrick Giboin als Küchenchef an Bord der Krone im Kreis Böblingen. „Eine feine Küche mit französischem Akzent und regionaler Inspiration“ haben sie sich vorgenommen, und sie erfüllen ihren Anspruch mit Bravour.
Als Aperitif empfiehlt Gugeler ein Gläschen Winzersekt, ein Pinot Cuvee vom Weingut Wöhrwag und Aldinger (6.50 Euro). Ein atemraubender Einstieg, bei dem man jedem Schluck hinterherträumt. Beim folgenden Amuse Buche zeigt der Küchenchef, was in seiner Rezeptesammlung steckt. Eine etwas salzige Brüchsaler Spargelsuppe in einem Schnapsglas serviert, ein kleines Schälchen zungenschmeichlerisches Lachs-Mousse, eine Scheibe Perlhuhnterrine auf schwäbischen Linsen, dazu eine säuerlich-süße Balsamico-Reduktion. Zu schön, um sie zu essen, ist die Bärlauchsuppe mit Spargel (8,50 Euro) und Schaumkrone. Im frühlingshaften Grün segelt eine einzige Garnele. Eine zarte Verführung, perfekt zur pürierten Suppe. Fast ausschließlich Bioprodukte kämen in der Krone auf die Tische, versichert der Geschäftsführer. Die Cocktailtomaten des Salattellers (3,50 Euro) stecken voller Sonnenaroma, Radiccio, Gurke, Blattsalate, Sojasprossen, alles knackig, alles frisch, garniert mit Pinienkernen und Brotwürfeln.
Der gebratene Loup de Mer in Rotweinbutter mit Rosinarinkartoffeln (23,80) entschädigt für alle Widrigkeiten des Tages. Das Fleisch des Wolfsbarschs ist delikat, liegt knusperig auf einem Bett aus Spinat.
Karottenstücke, Kartoffelbällchen, kaum größer als Haselnüsse, tummeln sich auf dem Teller. Von einem schwäbischen Jungbullen aus Hohenlohe stammt das saftige Rückenstück. Es wird serviert in Pfefferkruste mit Grießknödeln und Kräuterjus (18,50 Euro). Nicht irgendein Pfeffer verleiht hier die dezente Schärfe. Es ist der Piment d’Espelette, eine französische Chilischotenspezialität aus dem Baskenland. Ein kulinarischer Volltreffer mit einer Überraschung. Die köstlichen Grießbällchen sind mit Kalbsschwanz gefüllt. Dazu passt ein gut gekühlter Pfälzer Riesling vom Weingut J. L. Wolf aus Wachenheim, eine trockene Spätlese (5,30 Euro). Die Krönung des Abends unter marinierten Erdbeeren: eine Creme brûlée Pistazie, die das Nussige mit dem Sahnigen vereint, einfach wunderbar. Wie der Service in der Krone. Und im rustikal-vornehmen Ambiente duften Lilien, die weißen Tischdecken strahlen.
Küche: * * * * *
Service: * * * * *
Ambiente: * * * * *
* * * * * = herausragend **** = überdurchschnittlich
*** = gut ** = Luft nach oben . * = viel zu verbessern
Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.