November 2016, Das Beste der Region, Rubrik: Gasthaus der Woche
Zu Tisch beim jungen Thronfolger
Waldenbuch Es kursiert eine kleine und charmante Legende unter süddeutschen Feinschmeckern. Eine Legende, die besagt, dass es eines Tages zwei beinharte Biker-Typen in die Krone Waldenbuch verschlug. Offensichtlich auf der Suche nach Steak und Bier – jeweils in rauen Mengen – verschlug es die toughen Typen in das durchaus unscheinbare und unprätentiöse Sternerestaurant, wo sie reichlich verdutzt die Speise- und Getränkekarte studierten. Eher Wein und Schampus statt Bier vom Fass, eher Gourmetküche statt zwei Pfund blutiges Fleisch. Macht nix: In der Krone ist jeder Willkommen, das zeigte sich an diesem Abend wohl so deutlich wie nie zuvor.
Bis heute hat sich an dieser grundentspannten Einstellung rein gar nichts geändert. Das geschichtsträchtige Gebäude beherbergt noch immer das erste Restaurant am Platz, der rustikale Gastraum wirkt unverändert wie der eines einfachen Landgasthofs. Gemütlichkeit statt Design, Eiche statt Onyx. Die Küche jedoch, die transzendiert dieses dörfliche Ambiente spielend. Das war unter Patrick Giboin so, der der Krone 2014 ihren ersten Michelin-Stern erkochte. Und das ist auch unter Erik Metzger so, der seit Juni 2016 die Leitung in der Küche übernommen hat. Das erst 1993 geborene Nachwuchstalent hat die Herausforderungen angenommen – und meistert sie mit Bravour.
Erkennbar hat es auch Metzger die klassische Gourmetküche angetan, seine Gerichte tragen eine nahezu traditionelle Handschrift zwischen deutscher und französischer Raffinesse. Der sensationelle Hirschkalbrücken wartet unter einer Kräuterkruste und schmiegt sich an Preiselbeerjus, Maronen und Karotten, das Getreiderisotto dazu setzt eine kleine persönliche Note. Ganz ähnlich beim wunderbar gebratenen Zander: Das Rahmsauerkraut dazu mehr als klassisch, die Schwarzwurst samt Röstzwiebeln eine spannende Nuance. Metzger bündelt seine Stärken eindrucksvoll, sodass gar nicht erst der Eindruck entstehen kann, ein junger Kerl wie er würde nur derart klassisch kochen, weil man es von ihm erwartet. Das beweist auch die nussig-cremige Entenleber, zu der es (natürlich) Apfel, aber auch Zwiebelconfit und Mandeln gibt.
Herr der Weinkarte ist weiterhin Restaurantleiter und Geschäftsführer Matthias Gugeler. Ihm ist wichtig, dass sich auch unter den offenen Posten reichlich besondere Gewächse tummeln. Ein besonders feiner Zug, der nicht allzu oft ausgeführt wird. Oftmals muss man flaschenweise trinken, wenn man jenseits der üblichen Weinverdächtigen neue Entdeckungen machen will. Deutschland, Frankreich, auch viel Österreich bestimmen das Bild, kalkuliert wird so fair wie beim Essen. Sicher, wir sind hier in Waldenbuch und nicht in Stuttgart; viel ansprechender kann man die Preise für Spitzengastronomie wie diese aber nicht gestalten.